Vortrag zu völkischen Siedler*innen

Rückblick: Fachtag der Demokratie AG Ostsachsen​

Am Samstag, 31. August 2024, fand unser Fachtag im Rahmen des Überland-Festivals am Kühlhaus in Görlitz statt. Unsere Veranstaltungen waren dabei Teil der Programmsäule des Festivals, die sich mit praktischer Demokratiearbeit in ländlichen Räumen beschäftigte. Erstmals hatten wir unser Demokratie-Zelt dabei – in dem wir ein vielfältiges und stetig wachsendes Angebot für Information, Austausch, Diskussion, Kennenlernen und mehr bieten.

Der Workshop Partizipation ein Leben lang! Pädagogische Verantwortung für eine demokratische Gesellschaft, angeleitet von der diplomierten Sozialarbeiterin Eva Prausner, beschäftigte sich mit der Frage, wie Demokratiebildung bereits in den frühen Kinderjahren beginnen kann. Die Teilnehmenden setzten sich mit ihrer eigenen Verantwortung auseinander und diskutierten praktische Handlungsmöglichkeiten zur Förderung von Partizipation und demokratischen Werten in der Erziehung.

In der Podiumsdiskussion mit dem Titel Was Brandmauer? Worthülsen zur Rettung der Demokratie widmeten wir uns diesem aktuell viel diskutierten Schlagwort. Unsere Gäste Dirk Neubauer (Landrat Mittelsachsen), Thomas Zenker (Oberbürgermeister Zittau) und Kathrin Uhlemann (Oberbürgermeisterin Niesky) berichteten davon, wie Politik und Verwaltung in Zeiten des Erstarkens rechter Parteien die Gratwanderung zwischen dringender Abgrenzung und notwendiger Handlungsfähigkeit schaffen kann. Einig war man sich darüber, dass die Forderung nach einer Brandmauer insbesondere auf kommunalpolitischer Ebene fehl geht, weil sie unter den gegebenen politischen (Mehrheits-)Verhältnissen unerlässliche Sachpolitik unmöglich machen würde. Dennoch konnte keiner/m der drei Diskutant*innen der Vorwurf gemacht werden, sich parteipolitisch nicht entschieden genug gegen antidemokratische Kräfte und Tendenzen zu positionieren. Alle drei gaben ein je eigenes eindrucksvolles Beispiel davon, wie eine konsequente und zugleich pragmatische Haltung aussehen kann. Moderiert wurde die Debatte von Livia Knebel.

Der Workshop Zwischen Einvernehmen und Unvernehmen: Chancen und Grenzen demokratischen Dialogs mit Felix Pankonin von der Hillerschen Villa thematisierte die Dynamiken und Herausforderungen eines demokratischen Austauschs in polarisierten Zeiten. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie ein produktiver Austausch über stark emotional aufgeladene politische Themen gelingen kann, ohne dass der Dialog zum Selbstzweck verkommt oder einer Diskursverschiebung nach rechts Vorschub geleistet wird.

Dorothea Schneider vom Augen auf e.V. verschaffte den Zuhörenden unter dem Titel Völkische Siedler*innen – harmlose Nachbar*innen im Ökogewand? einen Überblick über völkische Strukturen in Ostsachsen. Unter dem vorgeblich ökologischen und traditionsbewussten Auftreten, kommen bei genauerem Hinsehen völkische und rechte Ideologie zutage. Deswegen ging es schließlich um die Frage, wie solche Akteur*innen und Strukturen erkannt und die eigenen Zusammenhänge gegen eine Unterwanderung geschützt werden können.

Das Demokratie-Zelt mit verschiedenen Angeboten

Neben den Veranstaltungen bot unser Demokratie-Zelt, das wesentlich mit dem A-Team des soziokulturellen Zentrums Rabryka gestaltet wurde, einen zentraler Anlaufpunkt. Die Besuchenden erwartete Informationsmaterial von verschiedenen Trägern unseres Netzwerks, sowie interaktive Elemente, die zum Dialog und Austausch anregten. Besonders gut angenommen wurde der Cocktailstand, der als lockere Gesprächsplattform diente. Die Ausstellung zu Rassismus-Erfahrungen von Migrant*innen in Sachsen zeigte die Herausforderungen auf, denen diese in ländlichen Regionen gegenüberstehen. Im Postamt für Demokratie konnten Menschen ihre Eindrücke und Botschaften kreativ auf Postkarten festhalten und sichtbar machen. Auch die mobile Bibliothek des Familientreff Kunterbunt ergänzte mit emanzipatorischen Kinderbüchern und diskriminierungssensibler Literatur unser Wohnzimmer der Demokratie.

Der Tag zeigte eindrücklich, wie vielfältig Engagement ist und sein kann und wie wichtig es ist, kontinuierlich und mutig für eine lebendige, offene und solidarische Gesellschaft einzutreten – gerade im ländlichen Raum. Die Eindrücke des Tages geben uns neue Impulse und Energie für unsere Arbeit.